Muss Kunst gefallen?
Man muss unterscheiden zwischen Kunst als Sprache oder Kunst als Dekoration.
Das Muster in meiner Begriffsauffassung ist weder ausschließlich flächenhaft (also zweidimensional) noch ist es zwingend als Verzierung, als rein schmückendes Element zu verstehen.
Ich gehe zurück auf die ursprüngliche Bedeutung des lat. Verbs monstrare „zeigen, weisen, bezeichnen, ausstellen“.
Und das Diktum Christian Morgensterns ist mir zu einer persönlichen Angelegenheit geworden, das heißt:
„Ein rechter Künstler schildert nie, um zu gefallen, sondern um zu zeigen.“
Ob ich dem allerdings annähernd gerecht werden kann, weiß ich nicht.
Muss man Kunst verstehen?
Demnach sollten meine Arbeiten einen verweisenden Charakter haben, zeigen oder bezeichnen.
Dies legt es nahe, das Bild als ein zu lesendes, zu dekodierendes, als eine Art Schrift zu verstehen.
Allerdings sollte niemand versuchen, die Bilder zu erklären, zu verstehen oder gar in Sprache zu übersetzen.
Das hat schon Pablo Picasso ad absurdum geführt:
„Jeder möchte die Kunst verstehen. Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen?
Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns her, ohne es durchaus verstehen zu wollen?
Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es verstehen...“
Menschen, die Bilder erklären wollen, bellen für gewöhnlich den falschen Baum an.
Über Bilder lässt sich nichts sagen, man liebt sie, verabscheut sie, aber mit Worten lassen sie sich nicht erklären.
Wie verstehe ich meine Kunst?
Warum sind meine Arbeiten teilweise sehr unterschiedlich?
Ich vergleiche mein Leben gerne mit einer Filmspule.
Wenn ich künstlerisch arbeite, dann wird mehr oder weniger die Lichttaste gedrückt.
Ein Bild oder mehrere Bilder werden sichtbar.
Höre ich auf zu arbeiten, verlischt auch das Licht.
Die Spule läuft weiter, die Inhalte der Bilder bleiben ungesehen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich wieder arbeite.
Dann befinde ich mich aber bereits wieder an einer anderen Stelle des Lebensfilms, also muss das Bild auch anders aussehen.
Sehen sie also meine Arbeiten als Kraftakt meiner Phantasie und Kreativität an,
die versuchen etwas zu monstrieren, zu zeigen, zu bezeichnen, das in meinem Kopf und in meiner Seele phasenweise belichtet worden ist.
Der Titel der Ausstellung „Sinnonimm“ deutet natürlich auf die Sinnverwandtschaft und Bedeutungsähnlichkeit von Inhalten hin
und die bezieht sich bei meinen Arbeiten auf das Zusammenspiel von bildnerischen Inhalten und abstrakten lexikalischen Begriffen.
Der Betrachter muss sich von der Realität lösen und Vorstellungs- und Imaginationskraft entwickeln und sich einfach vom Sehen tragen lassen.
Die Bilder sind oft von allen Seiten zu sehen. Oben kann unten sein und unten oben.
Bei den Bildern ist oft nichts Greifbares zu betiteln und sie spiegeln doch alles mir Wichtige wider.
Jedenfalls wird meine Arbeit getragen von philosophischen und religiösen Einflüssen
aus einem Spannungsbogen der abendländischen und fernöstlichen Kulturen heraus.
Zur Verdeutlichung nur ein Beispiel: die Trauerfarbe im Westen ist Schwarz, im fernen Osten Weiß.
Dieser dialektische Ansatz ist meiner Meinung auch spürbar in den Bildern.